Die Neurochirurgie umfasst als medizinisches Fachgebiet die Erkennung und operative Behandlung von Erkrankungen, Fehlbildungen und (Folgen von) Verletzungen des zentralen und peripheren Nervensystems. Je nach Krankheitsbild stehen uns mittlerweile eine Vielzahl von operativen Eingriffsmöglichkeiten zur Verfügung. Im Folgenden haben wir die geläufigsten Verfahren jeweils kurz erläutert. Selbstverständlich stehen wir bei Fragen hierzu jederzeit gerne zur Verfügung.
Facetteninfiltration an Halswirbelsäule (HWS), Brustwirbelsäule (BWS) und Lendenwirbelsäule (LWS)
Lokale Infiltrationen an den kleinen Wirbelgelenken (Facettengelenken) mit einem Corticoid und einem lokalem Betäubungsmittel.
Neurotomie des Ramus dorsalis (Thermorhizotomie) der schmerzversorgenden Fasern der Wirbelgelenke
Ausschaltung von Schmerzfasern (Destruktion) an der Wirbelsäule mit einer Wärmesonde in örtlicher Betäubung.
ISG-Infiltrationen
Wie bei den Facetteninfiltrationen zur Behandlung von schmerzhaften Zuständen des Sakralgelenkes (= Gelenk zwischen Kreuzbein und Becken).
Peridurale (PDT) Infiltrationen an Halswirbelsäule (HWS) und Lendenwirbelsäule (LWS)
Infiltrationen in den Spinalkanal zur Behandlung der Nerven direkte am Ort der Reizung mit einem Corticoid und lokalem Betäubungsmittel.
Periradikuläre (PRT) Infiltrationen an Halswirbelsäule (HWS) und Lendenwirbelsäule (LWS)
Infiltrationen an den Nerv außerhalb des Spinalkanals mit einem Corticoid und einem lokalen Betäubungsmittel. Durch das Cortisondepot bei der PDT und PRT kann ein Abschwellen der Nervenwurzel und eine Entzündungshemmung erreicht werden. Hierdurch entsteht in der Regel wieder etwas mehr Platz für die Nerven im Spinalkanal und Neuroforamen (Nervenaustrittsloch aus dem Wirbelkanal). Der Körper gewinnt somit Zeit, Abbau- und Reparaturmechanismen in Gang zu setzen.
Nervenblockaden
Blockade eines peripheren Nerven zu diagnostischen und therapeutischen Zwecken.
Hyaluronsäure
Hyaluronsäure ist eine körpereigene Substanz, die in verschiedenen Geweben vorkommt. Die in den Gelenken vorkommende Hyaluronsäure wird von den Zellen der inneren Gelenkkapsel gebildet und in die Gelenkschmiere abgegeben. Die Gelenkflüssigkeit verhindert, dass die Knorpel aufeinander reiben. Je nach Beanspruchung durch das Gelenk verändert sie ihre Zähigkeit. Durch Arthrose nimmt die Konzentration der Hyaluronsäure im Gelenk ab und dadurch verringert sich die Gleitfähigkeit der Gelenke. Spritzt man Hyaluronsäure in die Gelenkhöhle, soll sich die Gleitfähigkeit der Gelenke verbessern und der Knorpel Hyaluronsäure wieder einbauen.
Für den normalen und schmerzfreien Bewegungsablauf in den Gelenken spielt sie eine zentrale Rolle.
Dadurch kommt es zur Reduzierung der Entzündungen im Gelenk und dadurch Besserung der Schmerzen und damit der Gelenkbeweglichkeit.
Es werden drei bis fünf Injektionen mit Hyaluronsäure in Abständen von ca. einer Woche benötigt. Bei Besserung kann eine erneute Injektionstherapie in ca. sechs Monaten wiederholt werden.
Alle Infiltrationen werden unter sterilen Bedingungen durchgeführt. Die Infiltrationen an die Wirbelsäule werden alle mit einem mobilen Röntgengerät (Bildwandler) an ihren Bestimmungsort navigiert, sodass eine höchste Präzision und Sicherheit gewährleistet ist.
Endoskopische Bandscheibenoperation
Die endoskopische Bandscheibenoperation an der Lendenwirbel- und Halswirbelsäule ist mit den herkömmlichen mikrochirurgischen Operationen vergleichbar. Im Gegensatz zu einer mikrochirurgischen Operation wird nicht unter Sicht mit einem OP-Mikroskop, sondern mit Hilfe eines Kamerasystems operiert. Der Vorteil dieser Methode liegt in der geringen Invasivität durch ein geringeres Muskeltrauma.
Sollte bei Ihnen eine Bandscheibenoperation anstehen, prüfen wir immer, ob die endoskopische Operation in Frage kommt.
Transcutane PLIF und TLIF (minimalinvasive Wirbelsäulenversteifung)
Die transcutane PLIF ist eine minimalinvasive Operationsmethode, bei der eine Wirbelsäulenversteifung durch die Haut durchgeführt wird. Hierbei wird über kleine Hautschnitte gearbeitet und somit kann die Muskulatur an der Wirbelsäule verbleiben. Bei herkömmlichen offenen Operationstechniken muss diese mit einem langstreckigen Schnitt abgelöst werden. Es werden lediglich mehrere kleine Hautschnitte gesetzt, bei denen die Muskulatur wie bei einer endoskopischen Operation nur über ein kleines Hülsensystem im Faserverlauf leicht aufgedehnt wird. Über diese Zugänge werden die Schrauben und Bandscheibenplatzhalter, die zur Versteifung benötigt werden, in die Wirbelkörper gebracht und die Wirbel miteinander versteift. Über diese kleinen Zugänge kann auch die mikroskopische Freilegung der jeweils betroffenen Nerven erfolgen. Aus diesem Grund verbleiben die Patienten auf Wunsch auch nur eine kurze Zeit im Krankenhaus.
Vertebroplastie/Kyphoplastie
Die Vertebroplastie und die Kyphoplastie sind minimalinvasive Behandlungsverfahren zur Behandlung von stabilen Wirbelkörperbrüchen infolge von Osteoporose oder Metastasen. Hierbei wird durch die Haut eine Kanüle in den zusammengebrochenen Wirbelkörper vorgeschoben über die ein Knochenzement zur inneren Stabilisierung eingespritzt wird. Dieses führt häufig zu einer sofortigen Linderung der Schmerzen. Bei der Kyphoplastie wird zusätzlich eine Aufrichtung des zusammengebrochenen Wirbelkörpers über einen in den Wirbelkörper platzierten Ballon durchgeführt. Durch die Aufrichtung soll ein weiteres Einbrechen des Wirbelkörpers und eine Fehlstellung des Wirbels verhindert werden. Für betroffene Patienten bieten die Methoden große Vorteile gegenüber herkömmlichen langstreckigen Versteifungsoperationen.
Nukleoplastie
Bei der Nukleoplastie wird das Bandscheibengewebe mittels einer feinen Sonde durch Zufuhr einer hochfrequenten elektrothermischen Energie erhitzt. Durch eine spezielle Technik kann das den Druck und die Schmerzen verursachende Bandscheibengewebe sowohl eingeschmolzen, als auch abgetragen werden, sodass der erhöhte Druck im Bandscheibenraum deutlich reduziert wird. In den Bandscheibenring eingewachsene Schmerznerven werden abgetötet und die vorgewölbte Bandscheibe kann sich wieder zurückziehen.
IDET
Dies ist ein ähnliches Verfahren wie die Nukleoplastie. Unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose wird eine feine Thermosonde in den betroffenen Teil des äußeren Faserrings eingeführt. Die exakte Platzierung der Katheterspitze wird dabei durch Röntgenkontrolle sichergestellt. Die Sonde wird dann über etwa 15 Minuten langsam erwärmt und anschließend wieder entfernt.
Halswirbelsäule (HWS)
Brustwirbelsäule (BWS)
Lendenwirbelsäule (LWS)
Bandscheibenprothetik
Sind chronische Rückenschmerzen durch eine Degeneration der Bandscheibe und nicht durch muskuläre oder Gelenkprobleme verursacht, kommt als Behandlungsmethode häufig die Implantation einer Bandscheibenprothese in Betracht. Im MRT wird dieser Verschleißprozess durch die so genannte "black disc" und das Knochenmarködem (Modic-Zeichen) sichtbar. In solchen Fällen kann die Entfernung der Bandscheibe als Schmerzgenerator mit anschließender Implantation einer Bandscheibenprothese die Schmerzen beseitigen.
Die Implantation von Prothesen erfolgt über einen vorderen oder in seltenen Fällen auch schrägen Zugang zur Hals- oder Lendenwirbelsäule. Ein entscheidender Vorteil ist hierbei, dass der Nervenkanal nicht geöffnet werden muss. Die Bandstrukturen werden notwendig gelockert aber erhalten und die Funktion des Bewegungssegmentes wird ebenso erhalten und bessert sich häufig im Verlauf. Die sogenannte axiale Balance, die entscheidend die Krafteinleitung bei der Belastung beeinflusst, wird wiederhergestellt.
Versteifende und wiederaufrichtende Operationen
Neben minimalinvasiven/mikrochirurgischen Operationen und der Bandscheibenprothetik bieten wir auch die "große" Wirbelsäulenchirurgie an. Bei bestimmten anatomischen und klinischen Konstellationen müssen/können ein oder mehrere Wirbelsäulensegmente miteinander versteift werden. Dieses kann z.B. bei einem angeborenen Wirbelgleiten oder Instabilitäten in Verbindung mit einer Verengung des Wirbelkanals oder auch bei einer Fraktur der Fall sein.
Wir freuen uns auf ein persönliches Gespräch, um Sie umfassend und kompetent beraten und aufklären zu können.